UNSER TSV-HALLENSPRECHER HEINO WULFF IM INTERVIEW
Wie kommt es, dass dein Herz für den TSV Weddingstedt schlägt? Wie bist du zum Handballsport gekommen?
Als ich 2007 nach Weddingstedt zog, war mein Ziel schon immer mich wie mein Vater auch ehrenamtlich im Dorf einzubringen. Als mich dann Michael Gerstenberg 2013 fragte, ob ich nicht Lust hätte beim Weddingstedter Handball den Hallensprecher zu machen, war die Gelegenheit günstig ;-). Die erste Herrenmannschaft spielte damals im Tabellenmittelfeld der Landesliga und es waren immer so 150 Leute in der Halle. Stimmung? Es glich manchmal einer Beerdigung, wenn man es böse ausdrücken möchte :-). Michael Gerstenberg war schon damals der Antreiber neben vielen sportlichen Zielen (die der TSV schon damals hatte) auch für ein gewisses Event rund um die 1. Herren Spiele zu sorgen. Heute haben wir im Schnitt über 300 Zuschauer in der Halle und die Stimmung – ich glaube das kann ich sagen – sucht an der gesamten Westküste seinesgleichen. Wer noch nicht in Weddingstedt bei unseren Heimspielen war, sollte es mal tun.
Auch wenn man Handball- und TSV Weddingstedt Fan ist, greift man ja nicht automatisch zum Mikrofon – wie bist du dazu gekommen „die TSV Stimme“ bei Spielen im heimischen Wohnzimmer zu werden? Und seit wann bist du bereits aktiv?
Die Frage ist eigentlich weiter oben schon beantwortet. Was ich aber noch sagen möchte ist die Tatsache, das ich früher viele Jahre als Heino Imitator unterwegs war. Zielgruppe waren diverse Festlichkeiten u.a. silberne; goldene Hochzeiten, Vereinsfeste oder aber legendäre Auftritte mit der Hinterschmiedinger Blaskappelle im dortigen Skiurlaub. Highlight war aber 2003 ein Auftritt im Sat 1 Frühstücksfernsehen Morningstar mit dem Song „Blau blüht der Enzian“. Mit ein wenig Glück wäre ich fast im ZDF Fernsehen gelandet bei der Gong Show….. Ich war nicht ganz gut genug. Und dann erinnere ich mich auch noch gut an das Einreiben mit Sahne einer nackten Schönheit :-); Heino Lieder kamen später auf einem wilden Vereinsfest südlich der Elbe :-).
Kannst du dich noch an deinen ersten Einsatz als Hallensprecher erinnern? Wie war es für dich?
Am 15.9.2013 gab ich mein Debüt als Hallensprecher des TSV Weddingstedt. Wie es genau war kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber laut Spielbericht habe ich wohl für den „nötigen Schub an Motivation“ gesorgt. Am Ende gewannen wir das Spiel hauchdünn damals gegen einen TOP Gegner!
Wie bereitest du dich auf ein Heimspiel vor… bist du noch nervös, wenn es los geht oder eher voller Vorfreude auf das bevorstehende Spiel?
Das ist nach so vielen Jahren mittlerweile ein gewohnter und routinierter Ablauf. Sehr wichtig sind die Mannschaftsaufstellungen richtig anzusagen. Die genauen Aufstellungen hole ich mir immer gut 40 Minuten vor Spielbeginn in der technischen Besprechung vor dem Spiel. Gut 20 Minuten vor Spielbeginn gibt es dann schon eine erste Ansage zur Begrüßung mit ein paar Infos zum Spieltag und Ergebnissen auch aus zum Teil anderen Ligen. Gut sieben Minuten vor Spielbeginn beginnt dann die gewohnte und bekannte Heimspiel Zeremonie. Nervös bin ich nach so vielen Jahren nicht mehr und ja ich freue mich auch heute noch immer sehr die Heimspiele des TSV Weddingstedt zu begleiten.
Erzähl uns doch mal von deinem peinlichsten Aussetzer oder Versprecher…
Da fällt mir tatsächlich nichts sein! Ich habe wohl mal einen Namen bei der Ansage vergessen oder aber den Namen falsch angesagt. Oder aber ich wollte den Gegner ansagen und die liefen dann plötzlich vorher schon ein, weil hier die Abstimmung fehlte. Aber peinlich? Ist mir so schnell nichts ;-).
Was waren im Gegensatz zu den peinlichsten Momenten für dich die schönsten, emotionalsten Momente als Hallensprecher?
Ich glaube die größten Momente für mich waren zwei Spiele, die ich einmal heraus heben möchte: Das Heimspiel in der SH-Liga als Aufsteiger gegen den haushohen Favoriten die HSG Eider Harde, die mit Drittligaspielern angereist waren. In einer übervollen Halle mit 400 x bekloppten Fans führten den Gast bis zur Halbzeit mit 16:8 vor und gewannen am Ende mit 22:19. Am Ende der Saison stiegen wir bekanntlich auf. Das zweite Spiel fand dann in der Oberliga statt und wir hatten den TOP Favoriten die HG Hamburg Barmbeck zu Gast mit etlichen EX-Zweite Liga Spielern. Am Ende rangen wir den Gast mit einem Tor Unterschied nieder – die Halle explodierte! Aber es gab auch noch andere Highlights – zu Hause ist Weddingstedt immer zu allem fähig und es gab immer ordentliche typische Kampfspiele ;-). Viele Rückstände konnten so noch in einen Sieg verwandelt werden.
Gibt es inhaltliche Grenzen für einen Hallensprecher oder darfst du tun und lassen was du möchtest? Gibt es No-Go´s? Bist du zur Neutralität verpflichtet?
Ein paar Grenzen gibt es natürlich wie z.B. während des Spiels zu viel reinzusprechen. Auch der Ablauf vor dem Spiel darf nicht zu lange dauern damit pünktlich angepfiffen werden darf. Und unsere Tormelodien müssen rechtzeitig wieder runter gefahren werden wenn das Spiel wieder läuft.
Der TSV Weddingstedt tritt im Handball-Champions-League Finale Zuhause gegen den THW Kiel an – wie würde dein Ansagetext lauten?
Dann würden wir sicherlich nicht in unserer Schulsporthalle spielen, sondern in der in der Lanxess Arena in Köln vor über 19.000 Zuschauern ;-). Ich glaube, das meine Ansage nicht viel anders wäre als sonst. Es ist aber wohl sicher, das für einen Hallensprecher die Regeln in einem Champions League Finale etwas anders sind als in der Oberliga HH/SH. Da müsste ich mich nochmal mit beschäftigen :-).
Wie bekommst du das zeitlich alles unter einen Hut mit Arbeit, Ehrenamt und Familie?
Das klappt eigentlich ganz gut. Das geht nur deswegen, da ich tolle Mitarbeiter habe und eine Frau liebe die mich zu 100% bei meinen ehrenamtlichen Aktivitäten unterstützt. Das ist alles nicht selbstverständlich und deswegen kann ich mich immer wieder nur bedanken.
Worin siehst du die Hauptaufgaben eines Hallensprechers?
Ein Hallensprecher sollte in meinen Augen dafür sorgen, dass richtig Stimmung während der Spiele entsteht und das eigene Team Bedingungslos unterstützt wird. Dies sollte allerdings immer in einem fairen Rahmen passieren. Der Gast verdient immer unseren höchsten Respekt, genauso wie die Schiedsrichter. Ein Hallensprecher stellt die Teams vor dem Einlaufen vor und führt durch das Spielgeschehen. Das Einspielen von Musik vor dem Spiel, in der Pause und nach dem Spiel ist eine weitere Aufgabe. Außerdem haben wir in unserem Wohnzimmer ja noch unsere „Tormelodien“ der Jungs :-). Die Torschützen werden während des Spiels auch ausgerufen, bei unseren Jungs ist das lediglich ein wenig lauter ;-).
Hast du ein Vorbild? Und warum?
Ganz klar der beste Hallensprecher der DKB Handball Bundeliga ist Michael „Holzi“ Holst. Er hat das gewisse „Etwas“, was ein Hallensprecher mitbringen muss. Die Fans in Flensburg lieben Ihren Holzi wegen der markanten Stimme, der Leidenschaft und der enormen Verbundenheit zu dem Team. Das spürt man in jeder Silbe, wenn Holzi in der Halle spricht. Er kann eine Halle zum Kochen bringen und kann dadurch durchaus den Spielausgang zugunsten des Heimteams mitentscheiden.
Wie hat sich das mit der Musik- und Lichttechnik über die Jahre entwickelt?
2013 hatten wir fast „Nichts“. Dann kam Musik in die Halle, es folgten Tormelodien (das „Pult“ von Holzi ;-)) und am Ende hatten wir dann auch die Einlauf- und Nebelshow. Nebenbei haben wir Schritt für Schritt auch die Abläufe für das Handballevent in Weddingstedt verfeinert. Wir begrüßen jetzt auch mit einem sportlich fairen Gruß unsere Gastmannschaft – dies habe ich mir vom Hallensprecher des THW Kiel abgeguckt, der auch kein „Schlechter“ist.
Was hast du noch für Aufgaben im Verein?
Neben der Hallensprechertätigkeit, zu der auch die Vorbereitung der Heimspiele gehört, bin ich noch bei der Erstellung unserer Hallenzeitung mit involviert. Hier gibt es auch zu jedem Spiel „Heino`s legendären Siebenmeter“ – zu jedem Spiel gibt es äußerst kluge Kommentare… Meine weiteren Aufgaben sehe ich insbesondere in der Akquise und Betreuung unserer Sponsoren und hin und wieder habe ich doch die ein oder andere Idee im Rahmen meiner Vorstandsarbeit. Mein Motto ist hier allerdings nicht nur klug schnacken, sondern auch selber umsetzen! Ich versuche grundsätzlich immer im Sinne des TSV zu handeln ohne mich selbst zu wichtig zu nehmen. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer im Verein würde hier gar nichts laufen – ohne die wäre der Verein tot.
Du bist Geschäftsführer eines Unternehmens… und auch Sponsor des TSV… erzähl doch mal…
Da möchte ich eigentlich nicht so viel erzählen. Ich kann nur sagen, dass mein „Hobby der TSV“ sich mit der Firma ganz gut vereinen lässt. Vieles aus dem Mannschaftssport können wir auch bei uns in die Firma übertragen. Erfolg kann man nur zusammen haben. Ein Einzelner ist nichts wert, wenn alle anderen nicht mitmachen. Ronaldo wäre niemals so ein toller Fußballer geworden (und ist es immer noch), wenn seine Mannschaften ihn nicht akzeptieren würden. Also so ein Arschloch kann er gar nicht sein. In Sachen Disziplin und Einstellung ein absolutes Vorbild, der brennt auch noch nach so vielen Titeln an allen Ecken und Enden. Bei uns in Weddingstedt scheinen die Zahnräder momentan ganz gut ineinander zu greifen. Als Sponsor bin ich ja nicht nur für den TSV Weddingstedt tätig, sondern seit 2016 sponsere ich auch den großen THW Kiel. Viele Spieler schlafen mittlerweile auf WULFF Matratzen – hätte mir das einer vor 16 Jahren gesagt, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Damals haben wir Matratzen noch im umgebauten „Kuhstall“ meines Onkels gefertigt…
Du warst mal beim FOM-Interview… wie war es?
Das Interview mit „FOM“ war genial, insgesamt haben wir gut 3 Stunden geklönt, nicht nur über den TSV Weddingstedt sondern auch über die Firma WULFF :-). Dieser junge Kerl von 23 Jahren hat die Ruhe weg – da könntest Du auch Angela Merkel auf seinen Balkon setzen, der würde keine Nervosität ausstrahlen.
Wo siehst du den TSV Weddingstedt in 5 Jahren?
Das ist schwierig zu beantworten. Bei mir in der Firma gibt es seit 2015 einen 5 Jahresplan und ich glaube mit Zielen kann man auch erfolgreicher arbeiten – und das Schöne daran ist: Es macht auch noch Spaß :-). Hier im Verein könnte man sich auch mit einem längerfristigen Plan beschäftigen, ich hätte in jedem Fall Lust dazu bei einem Plan mitzuwirken. Das würde aber nur gehen, wenn alle im Verein dazu Lust hätten den Verein noch besser zu machen. Der TSV Weddingstedt wäre gefragt.
Was möchtest du den Fans einmal sagen?
Macht das Wohnzimmer auch diese Saison zum absoluten Hexenkessel, peitsch die Mannschaft immer nach vorne – gerade dann, wenn es auch mal nicht so läuft. Denkt dran – unsere Jungs geben niemals auf. Die Gegner müssen spüren, dass es schwer wird die Punkte aus unserer Halle zu entführen. Die letzten Jahre waren sensationell, unsere Fans und insbesondere der mittlerweile berüchtigte Block E machen ordentlich Dampf und sollen auch in Zukunft trommeln was das Zeug hält – mehr gibt es nicht zu sagen.